bg heilig kreuz unscharf

Seelsorge mit Offenheit

Die Kapelle im Heilig-Geist-Spital ist in mehrfacher Hinsicht eng mit dem Haus, seiner Geschichte und seinem Schicksal verbunden:

  • Von der Kapelle ist das Weihedatum 8. Oktober 1498 als Eintrag in das Spitalbuch bekannt und somit auch annähernd die Bauzeit für das Spital.
  • Die Kapelle prägte nicht nur früher als Zugang zum Spital, sondern auch als geistliches Zentrum des Hauses lange Zeit die Lebensweise und Einstellung seiner Bewohner und Besucher.
  • Viele menschliche Einzelschicksale sind untrennbar mit der Spitalkapelle verbunden durch Taufen, Gebetsstätte kranker Patienten und deren Angehöriger und als Ort der Besinnung und Buße.
  • Die »Krankheit« des Spitals in Form der statischen Schwächen traten in der Kapelle markant zum Vorschein - hier waren zusätzliche Holzsprieße zur Sicherung der Gewölbe eingebracht.
  • Der ansonsten - zumindest bisher - eher versteckte »historische Wert« des Spitalgebäudes konnte in der Kapelle nicht »verbaut« und »versteckt« werden (wie z.B. die Eichenstützen in der Spitalhalle). Hier wurde dieser Wert jedem Besucher deutlich.


Die Spitalkapelle hatte und hat immer noch auch große Bedeutung für die Stadt:

  • Zahlreiche Bewohner der Innenstadt sind regelmäßige Besucher der Gottesdienste - ganze Generationen sind hier zum Gottesdienst gegangen.
  • Die Kapelle wird mit ihrer markanten Mittelsäule, dem gotischen Netzrippengewölbe, dem original erhaltenen Maßwerk der Fenster und den herrlichen Fenstern (Prof. Geyer, Ulm 1959) sowie natürlich dem Wandgemälde »Jüngstes Gericht« zurecht als Kleinod , Unikat und eine der wichtigsten architektonischen Erbstücke des Mittelalters in Ravensburg bezeichnet.
  • Die Kapelle ist als Simultaneum (von beiden großen Konfessionen genutzt) einzigartig in Ravensburg und der weiteren Umgebung.

Die Spitalkapelle

Nicht nur die statischen Schwächen des Gebäudes lasteten auf dem Kapellengewölbe, auch Jahrzehnte alter Schmutz, Beschädigungen der Fenster, der Eingangstüre und vor allem der äußerst desolate Zustand des Wandbildes »Jüngstes Gericht« verlangten nach einer umfassenden Restaurierung.

Gleichzeitig musste die Bestuhlung neu überdacht werden, da die Kapelle mehr als bisher für Rollstuhlfahrer und für liegend Kranke benutzbar sein soll. Auch diesen Gottesdienstbesuchern soll die Möglichkeit gegeben werden, nicht nur »am Rande«, sondern mitten drin den Gottesdienst erleben zu können.

Im Sinn der Wiederherstellung des ursprünglich zur Halle hin offenen Zustandes, wie ihn die Bauforschung belegt hatte, wurden die nachträglich eingefügten Mauerwände entfernt und die entstandenen Öffnungen durch eine vorgestellte Glaswand »wieder geschlossen«. Was bleibt ist der optisch offene Eindruck, zusätzlicher Lichteinfall und dennoch ein geschlossener Raum zum Rückzug, Gebet, Besinnung - ein Ort der Stille mitten im Getriebe der Stadt. Und natürlich die architektonisch interessante Verbindung von Alt und Neu.

Beim Entfernen des alten Kirchengestühls aus den 60er Jahren kam unter dem Solnhofer Plattenbelag (ebenfalls aus den 60er Jahren) ein alter Sandsteinboden hervor. Dieser war noch in so gutem Zustand, dass die teilweise zentnerschweren Platten überarbeitet und wiederverwendet werden konnten. Die Entfernung des kompletten Bodens ermöglichte auch die Installation einer für das Raumklima deutlich besseren Fußbodenheizung und der Verzicht auf die zur Verschmutzung stark beitragenden Wandheizkörper. Auch das Altarpodest konnte den Anforderungen entsprechend erweitert werden.

Durch eine überaus großzügige Einzelspende für einen neuen Altar war es möglich, die gesamte Raumausstattung neu zu gestalten.

Wichtigste Aufgabe war jedoch die Reinigung und Restaurierung der Raumschale und der Wandmalereien. Hierzu zählt neben dem »Jüngsten Gericht« und den »Apostelkreuzen« auch ein Gemäldefragment auf der Nordseite. Nur aufgrund von Aufzeichnungen aus dem Stadtarchiv konnte dieses Wandbild gefunden und restauriert werden.

Auch in dem östlich des »Jüngsten Gerichts« liegenden Wandfeld befand sich ursprünglich ein Fresko, welches wohl bereits sehr früh massiv zerstört wurde. Es fanden sich hierzu noch wenige Farbreste, die eine Wiederherstellung nicht ermöglichten. Weitere nicht zusammenhängende Originalmalereien (Dekorationen) aus der Entstehungszeit und von späteren Überarbeitungen wurden an Fenstergewänden und Wandflächen gefunden. Diese wurden gereinigt, gesichert und wieder abgedeckt.