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Vom Armen-Spital zum Gesundheitsstandort

Das Heilig-Geist-Spital ist seit mehr als sieben Jahrhunderten ein prägender Bestandteil von Ravensburg, eine bedeutende Errungenschaft für das Selbstverständnis der Stadt.
Entstanden ist es um 1287 durch fromme Stiftungen vermögender Bürger und Adliger. Zur Sicherung ihres Seelenheils stellten diese Kapital und Grundbesitz zur Verfügung, damit eine barmherzige Einrichtung zur Beherbergung, Speisung und Kleidung von Armen, zur Pflege von Kranken und Gebrechlichen und zur Aufnahme von armen Kindern begründet werden konnte. Nach dem Willen der Stifter sollten die Notleidenden nicht nur materielle, sondern auch seelsorgerische Betreuung erfahren, weshalb eine dem Heiligen Geist geweihte Kapelle von Anfang an fester Bestandteil des Spitals war. Durch die reichen Zuwendungen der Stifter an Grundstücken, Geld sowie Herrschafts- und Kirchenrechten in und um Ravensburg wurde das Spital nicht nur zu einem landwirtschaftlichen Großbetrieb und damit bedeutenden Wirtschaftsfaktor, sondern auch zu einem politischen Machtfaktor für die Stadt.

Zur Aufnahme des Spitalbetriebs musste ein Areal innerhalb der Stadt gefunden werden, das sowohl dem Stifterwillen nach eine Pflege- und Seelsorgeeinrichtung mit landwirtschaftlichem Großbetrieb unter einem Dach Rechnung trug, als auch den hygienischen Vorstellungen der Zeit entsprach. Das erste Spital des 13. Jahrhunderts ist im Bereich des heutigen Waaghauses zu suchen. Mit der Stadterweiterung Mitte des 14. Jahrhunderts scheint ein neues Spitalgebäude errichtet worden zu sein. Nach archäologischen Untersuchungen befand sich dieses 27,5 x 15,5 Meter umfassende Gebäude unmittelbar an der Stelle des heutigen Waaghauses und wurde auf Resten der alten Stadtmauer errichtet; der Blaserturm war in das Spitalgebäude integriert. Es verfügte über eine Kapelle, mehrere Stuben zur Aufnahme von Notleidenden und Wirtschaftsgebäude. An diesem Standort erfüllte es auch alle hygienischen Anforderungen der Zeit: es lag am Ende des die Abfälle und Abwässer aufnehmenden Stadtbachs und zudem am Rande der Stadt bei der Stadtmauer, wo die Luft rein und genügend Abstand zur übrigen Bevölkerung gegeben war.

Ein Blick in die Spital-Geschichte

1420 - das Spital konnte täglich 104 Arme speisen und versorgen, bei einer geschätzten Bevölkerung von 4500 bis 5000 Personen eine beachtliche Aufnahmekapazität.

15. Jahrhundert - das Spital war nicht mehr nur für die Hilfsbedürftigen in der Stadt da. In zunehmendem Maße entwickelte es sich zum Pfründner-Spital für vermögendere ältere Bürger. Durch Zahlung eines bestimmten Geldbetrags konnten sich nun Bürger lebenslang ins Spital einkaufen.

1434 - nach dem Stiftungsbuch bestand im Spital eine obere Pfründe, auch Herrenpfründe genannt, in die der Einkauf wesentlich teurer und die Leistungen entsprechend umfangreicher waren.

Mit ihren großzügigen Zuwendungen leisteten die adligen und bürgerlichen Stifter einen gewichtigen Beitrag zur Verbesserung der sozialen und medizinisch-hygienischen Verhältnisse in der jungen Reichsstadt Ravensburg.

1487 - Verlegung in die mächtige Spitalanlage in der Unterstadt, die im Kern heute noch besteht. Der stattliche Bau verfügte über einen Krankensaal, mehrere Stuben, eine Kapelle, eine große Halle, daneben eine Vielzahl von Wirtschaftsgebäuden und später noch über ein Kindshaus.

1498 - Aufnahme des Betriebs mit der Weihe der Kapelle; Beherbergung von mindestens 161 Personen inkl. Pflegepersonal

1555 - das Spital wird zu einer paritätischen Einrichtung. Das heißt, dass die Bewohner zur Hälfte evangelisch und zur anderen Hälfte katholisch sein sollten und dass auf einen evangelischen Spitalmeister ein katholischer folgen sollte. Auch die Kapelle wurde in ein echtes Simultaneum umgewandelt: Neben den Geistlichen von Liebfrauen und St. Jodok war seit der Reformation auch ein evangelischer Geistlicher für die Seelsorge zuständig.

1814 - Gründung des Ortsarmenfonds; Verlust der Selbstständigkeit als Stiftung; Verwaltung des spitalischen Stiftungsgut durch einen Stiftungsrat.

1884 - Wandlung zu einem Städtischen Krankenhaus mit fest angestellten Ärzten; die Krankenpflege im Spital wurde
seit 1880 von Reuter Franziskanerinnen (bis 1969) zusammen mit evangelischen Diakonissen (bis 1923) geleistet. Daneben wurden auch weiterhin Pfründner versorgt.

Übergang zu neuen Aufgaben

Für die Verantwortlichen der Stadt wie für Patienten und Mitarbeiter gleichen die letzten 15 Jahre Kneipp'schen Wechselbädern. Das Haus hat sie überstanden und ist für neue Aufgaben gerüstet. Die Entwicklung am Heilig-Geist-Spital steht für die Veränderung in der stationären und ambulanten Krankenversorgung.

Als Schritt in die richtige Richtung erwies sich 1993 die Öffnung des Hauses für niedergelassene Ärzte (Bereitstellung von Praxisräumen und OP-Kapazitäten).
Das endgültige Zeichen zum Aufbruch in die Zukunft setzte der Gemeinderat im Juli 1996:

Das Städt. Krankenhaus - Heilig-Geist-Spital - wird künftig mit dem Schwerpunkt als Haus der geriatrischen Versorgung geführt; das Haus wird ausgebaut um Dienstleistungen der Gesundheits- und Sozialversorgung (u.a. Praxisklinik, Tageschirurgie, Arztpraxen, ergänzende Einrichtungen).

Die Stadt errichtet eine rechtsfähige gemeinnützige Stiftung »Heilig-Geist-Spital«; die Stiftung übernimmt und saniert die Gebäude des Spitals und stellt sie für Zwecke der Gesundheitsversorgung zur Verfügung.

Im Dezember 1996 stimmte der Gemeinderat den notwendigen Regelungen zur neuen Eigentümer- und Betriebsstruktur einschließlich dem Personalübergang zu. Er legte Wert auf die Einbeziehung von 20 akutgeriatrischen Betten (Innere Medizin) am Heilig-Geist-Spital. Das Städtische Krankenhaus ist zum 30.06.1997 endgültig als Akutkrankenhaus aus dem Krankenhausbedarfsplan ausgeschieden.

Im Jahr 2008 wurde das Heilig-Geist-Spital durch einen modernen Anbau im Haus C erweitert. Auf ca. 900 qm Praxisfläche entstanden vier innovative Medizineinrichtungen in den Bereichen Frauenheilkunde, Plastische und Ästhetische Chirurgie, Schulterchirurgie und Urologie. Im Zuge dieses Ausbaus der medizinischen Kompetenz in Ravensburg wurde auch das neue „ÄrzteTeam im Spital" ins Leben gerufen. Unter diesem „Dach" sind alle eigenständigen Praxen innerhalb des Heilig-Geist-Spitals zusammengefasst und bieten den Patienten eine medizinische Rundumversorgung auf höchstem Niveau.

Als modernes Haus der Geriatrie und als medizinisches Kompetenzzentrum (»ÄrzteTeam im Spital«) zum Wohle aller Menschen erfüllt das Heilig-Geist-Spital des 21. Jahrhunderts so den mittelalterlichen Stifterwillen.