Die LDR-Brachytherapie- eine schonende Alternative zur Behandlung des lokalisierten Prostatacarcinoms
Vorbemerkungen
In den letzten Jahren hat das Prostatacarcinom das Bronchialcarcinom als häufigste Krebserkrankung des Mannes abgelöst. In Deutschland findet man etwa 58000 Neuerkrankungen pro Jahr. Die Mehrzahl dieser Carcinome wird im Rahmen von Früherkennungsuntersuchungen durch eine Erhöhung des PSA-Werts auffällig. Parallel dazu hat sich die radikale Entfernung der Prostata zum am häufigsten durchgeführten Operation Eingriff in der Urologie etabliert. Allerdings wird der Nutzen des PSA-gestützten Prostatacarcinomscreenings zunehmend hinterfragt. Zwar konnte eine große europäische Multicenterstudie nachweisen, dass dadurch die Sterblichkeit am Prostatacarcinom um ca. 20 % gesenkt wird, allerdings etwa 48 Männer behandelt werden müssen, um einen Todesfall zu vermeiden. Die anderen 47 Männer werden entweder am Prostatacarcinom versterben, da Behandlung trotz der Früherkennungsmaßnahmen zu spät erfolgte, oder aber an anderen Ursachen. Dennoch leiden sie dauerhaft unter den Folgen der Operation, wie Inkontinenz oder Impotenz. Für die Zukunft stehen daher schonendere Therapieverfahren im Focus des Interesses.
Therapeutische Alternativen
Die aktuellen Leitlinien aller internationalen Fachgesellschaften zur Behandlung des lokalisierten Prostatacarcinoms sehen 3 Behandlungsalternativen als gleichberechtigt an:
- Die radikale Entfernung von Prostata und Samenblasen - die radikale Prostatektomie- unabhängig von Zugangsweg und Operationstechnik.
- Die Strahlentherapie - unabhängig ob als permanente Implantation oder konventionelle Bestrahlung
- Die kontrollierte Beobachtung, das heißt engmaschige Kontrollen, bis zum Einsetzen der kurativen Therapie (Operation oder Bestrahlung)
Vorzüge der Seed-Implantation gegenüber der konventionellen Bestrahlung
Die konventionelle Bestrahlung erfolgt in 40 Einzeldosen, die zusammen eine Gesamtdosis von 78 Gray ergeben. Die Behandlung dauert also 8 Wochen. Vorübergehende Reizzustände von Blase und Enddarm sind häufig, dauerhafte Inkontinenz sehr selten. Erektionsstörungen treten erst zeitverzögert nach etwa 3-4 Jahren bei 30-60 % der Patienten auf. Bei der Seed-Implantation erfolgt die Behandlung in einer einzigen Therapiesitzung, bei der eine Strahlendosis von 145 Gray erzielt wird. Allerdings ist hierzu eine Narkose notwendig. Da die Strahlung nur kurzstreckig in das Gewebe eindringt, werden die Nebenwirkungen an benachbarten Organen, wie Blase und Enddarm, geringgehalten.
Vorzüge der Seed-Implantation gegen über der radikalen Prostatektomie
Die radikale Prostatektomie erfolgt unabhängig von der operativen Technik im Rahmen eines stationären Aufenthalts, der zwischen 7 und 14 Tagen dauert. Danach schließt sich üblicherweise eine Anschlussheilbehandlung von etwa 3 bis 4 Wochen an. Problematisch ist der Eingriff durch seine funktionellen Beeinträchtigungen hinsichtlich der Fähigkeit den Urin zurückzuhalten (Kontinenz) und der Einschränkungen hinsichtlich der sexuellen Funktion (Impotenz). Zwischen 10 und 30 % der Männer müssen nach der Operation dauerhaft Windeln tragen. 50 -805 der Patienten können nach der Operation trotz der Einnahme von Medikamenten wie Viagra, Levitra oder Cialis, keinen Geschlechtsverkehr ausführen. Demgegenüber erfolgt die Seed-Implantation kurzstationär. Üblicherweise können die Patienten nach 1 Woche wieder ihr gewohntes Leben aufnehmen. Abgesehen von vorübergehenden Reizzuständen der Blase, tritt eine Inkontinenz allenfalls als Rarität (<3%) auf. Erektionsstörungen entwickeln sich nach der Strahlentherapie langsam im Laufe von Jahren. Nach 2 Jahren finden sich 20 %, nach 4 Jahren 30 % Patienten mit Erektionsstörungen.
Die kurativen Therapiemodalitäten im Vergleich
Durchführung der Seed-Implantation
Bei der permanenten Seed Implantation werden kleine strahlende Stifte (Seeds) über Hohlnadeln direkt in die Prostata implantiert. Die Seeds geben Ihre Strahlung von innen über mehrere Monate an das umliegende Gewebe ab. Die Strahlung besitzt eine sehr kurze Reichweite; die Millimeter genaue Positionierung, welche mit Computern berechnet wird, verhindert eine Schädigung des umliegenden gesunden Gewebes.
Zunächst wird beim anästhesierten Patienten in Steinschnittlage eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Dabei wird die Prostata schrittweise vermessen und die Daten sofort in ein Computerprogramm eingegeben. Dieses bestimmt nun die Anzahl und Position der Seeds. Während der Implantation kann das Programm kleine Abweichungen von der optimalen Position sofort ausgleichen, um so eine optimale Strahlendosis der Prostata unter Schonung der benachbarten Organe wie Harnblase und Enddarm zu gewährleisten.
Endgültige Seed-Position
Seed-Implantation